Genuss kann bei allen Sinneswahrnehmungen entstehen: Hören, tasten, schmecken, riechen oder sehen. Dies sind alles Quellen eines ganz persönlichen, exquisiten Genusserlebnisses.
Ich kann mich an die feinen, weichen Weidenkätzchen aus meiner Kindheit erinnern, an die wohlklingende Stimme des Hörbucherzählers, den süssen Geschmack der hellen Guetzli mit Zuckerguss, den zarten Duft des Parfums meiner Mutter und das farbenfrohe, detailreiche Bild bei uns im Wohnzimmer, das ich so gerne studierte. Dieses Album an ganz persönlichen Genussmomenten wächst täglich und begleitet uns durchs Leben.
Genuss entspannt
Genuss ist also eine individuelle als positiv interpretierte Sinnesempfindung. Genuss löst Wohlbefind aus, was man am entspannten Lächeln der Geniessenden ablesen kann. In Bezug auf das Essen lässt sich sagen, dass wer geniesst, bewusster und achtsamer konsumiert. Damit steht auch die Vermutung im Raum, dass Genuss eine gesundheitsförderliche Wirkung hat. Wer geniesst, fördert die Esserinnerung. Wenn wir beispielsweise während dem Essen fernsehen, so teilen wir automatisch unsere Aufmerksamkeit und damit auch unsere Fähigkeit der Sinneswahrnehmung auf. Dadurch sinkt das Bewusstsein und wir schlemmen nebenher. Das unaufmerksame Essen kann dazu führen, dass wir in absentia zu wenig oder zu viel essen oder uns in Folge die Esserinnerung fehlt. Dies führt dazu, dass wir uns später nur marginal an den Geschmack und an die Textur des Essens erinnern können. Das Sättigungngsgefühl ist ebenfalls geringer. Darum lohnt es sich, Genuss zu trainieren, sich bewusst mit dem Geniessen auseinandersetzen und sich damit auch die Freude und Lust am Essen zu waren.
„Wer geniesst, fördert die Esserinnerung.„
Genuss für unser Wohlbefinden, wie Trainieren wir das?
- Achtsamkeitsübungen können helfen, sich ganz bewusst und ohne Ablenkung in den Moment zu geben.
- Eine ruhige und entspannte Atmosphäre ist genussförderlich und erlaubt, sich auf die relevanten Sinne zu konzentrieren.
- Das ganz persönliche Genussmomente-Buch führen. Es lohnt sich, Genuss als individuell zu erkennen. Wenn ich meine ganz individuellen Genussmomente kenne, kann ich diese hervorrufen und bewusst als Übungsfläche nehmen. Auch in stressigen Zeiten hilft diese Sammlung als Erinnerung.
- Nicht immer Essen als Genussquelle nutzen. Es ist wichtig sich den Genuss beim Essen anzugewöhnen, das bedeutet aber nicht, dass man den Genuss nur beim Essen sucht. Ein warmes Bad oder ein Spaziergang im Wald können mögliche andere Quellen sein.
- Über Genuss nachdenken. Geniesse ich in meinem Alltag? Wo könnte ich das noch bewusster einbauen?
- Dem Genuss einen Wert geben. In unserer Gesellschaft zählt oft Leistung, die Perfektion und optimale Nutzung der Zeit. Doch welchen Stellenwert hat dabei das Geniessen? Sprechen Sie darüber. Fragen Sie ihre Familie, Freunde und Arbeitskollegen. Wie bringen wir Genuss in den Alltag zurück?
- Genuss braucht Zeit. In der Hektik versagt der Körper uns die vollumfänglichen Sinnesfreuden. Darum durchatmen, zurücklehnen und sich Zeit für den bewussten Moment mit Sich und seinen Sinnen geben und so auch was für unsere Gesundheit tun.
Noch ein kleiner Exkurs zum Schluss. Wenn man es genau nimmt, haben typische «Genussmittel» ihren Namen eigentlich gar nicht verdient. Denn wie am Anfang beschrieben, ist Genuss individuell. So kann eine wohlschmeckende Mandarine für den einen pure Sinnesekstase sein, während ein anderer diese überhaupt nicht mag. Oder so wie das Glas Rotwein nicht für alle die Sinneslust in Reinform sein muss.
Text im Origianl entstanden für meinen Partner Atupri, 2019
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